Das Jumper’s Knee ist eine nicht entzündliche, degenerative Veränderung der Patellasehne. Grund ist meist eine Überlastung der Struktur. Athleten aus Sprungsportarten (Basketball, Volleyball, etc.) erleiden diese Verletzung besonders oft, die Prävalenz liegt für diese Sportlergruppe bei etwa 40% (Ferretti, 1986).
Behandlung mit Corticosteroiden negativ für Sehnengewebe
Im klinischen Bereich wird meist eine Therapie mit Corticosteroiden angewandt, einige Studien zeigen jedoch dass diese Art der Behandlung negative Auswirkungen auf die Sehne hat (Wong et al.,2004, Haraldsson et al.,2006). Oft wird von positiven Auswirkungen eines exzentrischen Krafttrainings auf die Sehnenheilung berichtet. Da jedoch auch Krafttraining eine Sehnenhypertrophie bzw. Änderung der Sehneneigenschaften hervorrufen kann, könnte auch ein Krafttraining mit hohen Gewichten zu Erfolgen in der Therapie führen.
Therapieansätze im Vergleich
Kongsgaard et al. (2009) verglichen die 3 unten angeführten Therapieansätze bei Patienten mit Jumper’s Knee. Dabei wurde 39 Personen mit chronischen Schmerzen (mehr als 3 Monate) in der Patellasehne entweder der Corticosteroid-Gruppe (CORT), der exzentrischen Krafttrainingsgruppe (ECC) oder der hochintensiven Krafttrainingsgrupe (HSR) zugeordnet.
Die Personen der Corticosteroid-Gruppe bekamen zu beginn der Intervention und 4 Wochen danach eine Injektion am betroffenen Knie, sportliche Aktivitäten wurden ihnen jeweils eine Woche nach den Injektionen untersagt. Die ECC-Gruppe führte über 12 Wochen hinweg 2x täglich ein exzentrisches Krafttraining durch. Dabei standen sie auf einer um 25 Grad geneigten Rampe und führten 3×15 Kniebeugen mit jeweils 3s exzentrischer Belastung und 2 Minuten Pause zwischen den Sätzen aus.
Die heavy-strength-training Gruppe absolvierte 3 Trainingseinheiten pro Woche über 12 Wochen hinweg. In jeder Trainingseinheit wurden 3 beidbeinige Übungen ausgeführt: Kniebeugen, Leg Press und Hack Squats. Pro Übung wurden 4 Sätze ausgeführt, die Satzpause betrug 2-3 Minuten. Das Trainingsprotokoll sah wie folgt aus:
Woche | Last |
1 | 15 RM |
2-3 | 12 RM |
4-5 | 10 RM |
6-8 | 8 RM |
9-12 | 6 RM |
Dabei bedeutet 15 RM ein Gewicht, das 15 mal bewältigt werden kann, 12 RM eines das 12 mal bewältigt werden kann, etc.
Es wurde jeweils in extendierter Beinstellung begonnen, das Bein anschließend in eine 90 Grad Flexionsstellung und schließlich zurück in die Ausgangsstellung gebracht. Sowohl die konzentrische als auch die exzentrische Phase dauerten jeweils 3 Sekunden. Ein leichter Schmerz während des Trainings war akzeptabel, sofern er nicht zu stark war. Die Ergebnisse der 12-wöchigen Intervention sind äußerst spannend.
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Signifikante Verbesserungen in der Trainingsgruppe
Alle drei Interventionen führten nach 12 Wochen zu einer Verbesserung der Situation gemessen an einer Visuellen Analogen Schmerzskala (VAS) und anhand des VISA-p (Fragebogen). Die relative Verbesserung des VISA-p vom Ausganswert zum Follow-Up nach einem halben Jahr waren für die beiden Trainingsgruppen signifikant größer. Die Patienten der HSR-Gruppe hatten signifikant geringere Schmerzen als die Patienten der CORT-Gruppe. Nach einem halben Jahr waren 36% der CORT-Gruppe, 22% der ECC-Gruppe und 73% der HSR-Gruppe mit ihrer jeweiligen Behandlung zufrieden! Durch das 12-wöchige Krafttraining mit 3 Übungen pro Einheit verbesserte sich die Sehnenstruktur am signifikantesten.
Der Schmerz auf der VAS (100 = maximaler Schmerz, 0 = kein Schmerz) veränderte sich wie folgt:
Therapie | 0 Wochen | 12 Wochen | 6 Monate |
CORT | 58 | 18 | 31 |
ECC | 59 | 31 | 22 |
HSR | 61 | 19 | 13 |
Wie in der Tabelle zu sehen ist kam es durch die Corticosteroid-Therapie zu kurzfristig starken Schmerzminderungen, diese stiegen nach 6 Monaten jedoch wieder an. Die beste Langzeitwirkung (nach 6 Monaten) bezogen auf die Schmerzreduktion hatte das Krafttraining.
Fazit
Diese Studie zeigt, dass es durch ein systematisches Krafttraining zu signifikanten Verbesserungen der Sehnenzusammensetzung und zu signifikant geringeren Schmerzen im betroffenen Knie kommt. Ein hochintensives Krafttraining scheint die bevorzugte Therapie bei chronischen Beschwerden der Patellasehne zu sein. Die folgende Abbildung verdeutlicht noch einmal die Schmerzwahrnehmung zu verschiedenen Zeitpunkten.
Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Jumper's Knee und Therapiemöglichkeiten gemacht? Teilt eure Einsichten bitte in den Kommentaren.
Quelle:
Kongsgaard, M., Kovanen, V., Aagaard, P., Doessing, S., Hansen, P., Laursen, A. H., & Magnusson, S. P. (2009). Corticosteroid injections, eccentric decline squat training and heavy slow resistance training in patellar tendinopathy. Scandinavian journal of medicine & science in sports, 19(6), 790-802.
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