Das Berliner Sportstadien-Modell wurde im Jahr 2003 von Fuchs veröffentlicht. Es thematisiert den Prozess der Verhaltensänderung speziell im Anwendungsbereich des Sports. Fuchs unterscheidet insgesamt 9 Phasen die von einer Person durchlaufen werden können.
Berliner Sportstadien-Modell: Die Phasen
- Phase (Präkontemplation): Die Person hat in dieser Phase kein Interesse am Sport und betreibt folglich auch keinen. Informationen über die negativen Folgen des passiven Lebensstils besitzt die Person zu diesem Zeitpunkt nicht, ebenso wenig wie den Glauben an eine Verhaltensänderung.
- Phase (Kontemplation): Diese Phase ist geprägt von der Absicht bzw. dem Gedanken sportlich aktiv zu werden. Grund ist oftmals ein fatales Lebensereignis, beispielsweise ein Herzinfarkt der die Person zum „Umdenken“ bringt. Die Person ist jetzt offen für Gespräche mit Experten, wägt Kosten und Nutzen des Sporttreibens ab. Am Ende dieser Phase steht das Ergebnis: Will ich Sport treiben oder nicht?
- Phase (Disposition): Ist die Person in dieser Phase angelangt, so hat sie sich entschieden Sport zu treiben und ist über den sogenannten Rubikon hinweg. Der Rubikon ist ein Fluss in Italien, der zu einer Metapher wurde seit ihn Caesar mit seinen Truppen überquerte und somit dem römischen Senat den Krieg erklärte. Damit ist gemeint: Es gibt zu diesem Zeitpunkt kein zurück mehr. Die Person plant in dieser Phase die sportliche Aktivität durchzuführen.
- Phase (Präaktion): In dieser Phase steht die Handlungsrealisierung fest, die Person hat eindeutig festgelegt, welchen Sport sie wann betreiben will. Beispielsweise hat sie sich bereits für einen Indoor-Cycling-Kurs im Fitnessstudio angemeldet. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Handlung initiiert und durchgeführt wird ist hoch. Ein Rückfall in die vorherigen Phasen ist jedoch möglich.
- Phase (Implementierung): Diese Phase ist charakterisiert durch die Implementierung des Sports in den Alltag. Da es im Alltag viele Konkurrenzhandlungen gibt ist diese Phase sehr heikel, es ist also für die Person wichtig das Sporttreiben gegen konkurrierende Handlungen abzuschirmen
- Phase (Habituation): Diese Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass das Sporttreiben zur Gewohnheit geworden ist und trotz Barrieren erfolgreich in den Alltag implementiert wurde. Das Erreichen dieser Phase ist das Ziel von Programmen zur Verhaltensänderungen.
- Phase (Fluktuation): Alternativ kann nach der Implementierungsphase auch diese Phase erreicht werden. Sie ist gekennzeichnet durch unregelmäßiges Sporttreiben und einer mangelnden Abschirmung des Sporttreibens gegenüber konkurrierenden Handlungsalternativen. Ein Rückfall in gewohnte (unerwünschte) Muster ist möglich. Aus dieser Phase kann jedoch die Phase der Habituation (und umgekehrt) erreicht werden.
- Phase (Abbruch): Die Sportaktivität wird in dieser Phase abgebrochen. Gründe können vielfältiger Natur sein. Oft ist der Grund der Verlust der Motivation, es können aber auch gesundheitliche Gründe vorliegen. Diese Phase kann von der Implementierungsphase, der Habituationsphase und der Fluktuationsphase aus erreicht werden. Ein Rückfall in die Stadien der Kontemplation und Präkontemplation ist möglich.
- Phase (Resumption): Alternativ kann nach der Abbruchphase auch die Resumptionsphase erreicht werden. Im Unterschied zur Dispositionsphase besitzt die Person schon Vorerfahrungen sowie die Kenntnis von Barrieren.
Quellen
Fuchs, R. (2003). Sport, Gesundheit und public health (p. 273). Göttingen: Hogrefe.
siehe auch: Transtheoretisches Modell
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