Der Begriff motorisches Programm stammt aus der Bewegungswissenschaft. Damit ist eine im zentralen Nervensystem (ZNS) abgespeicherte Befehlssequenz für bestimmte Muskeln bzw. Muskelgruppen gemeint. Wichtig zu erwähnen ist, dass hierbei keine laufende sensorische Rückmeldung notwendig ist um eine koordinierte Bewegung durchzuführen.
Durch den Ablauf eines motorischen Programms kommt es zur Ansteuerung von Muskeln bzw. Muskelgruppen, welche in Folge eine Bewegung ohne sensorische Informationen ausführen können.
Über die Existenz motorischer Programme wird nicht diskutiert, deren Existenz gilt als gesichert (1). Einzig über den Inhalt von motorischen Programmen gibt es kontroverse Ansichten.
Beweise für die Existenz motorischer Programme
- Beweis: Deafferentationsstudien, bei denen sensorische Fasern von Lebewesen (z.B. Primaten) durchtrennt wurden, zeigten auf, dass die motorischen Befehle des ZNS an die auszuführende Muskulatur nicht beeinflusst wurden. Das heißt, es konnten auch ohne sensorischen Input zielgerichtete Bewegungen durchgeführt werden.
- Beweis: Es scheint so zu sein, dass motorische Programme unabhängig von real durchgeführten Bewegungen und sensorischen Rückinformationen existieren. Ein Nachweis dafür ist die der Realbewegung ähnliche muskuläre Aktivität bei bloßer Vorstellung einer Bewegung. Dieses Prinzip ist als Carpenter-Effekt bzw. als ideomotorisches Training (IMT) bekannt.
- Beweis: In der Sportpraxis gibt es sehr viele Bewegungen, die extrem schnell (80-120ms) ablaufen (1). Die Zeitdauer ist viel zu kurz, um die Bewegung mit Hilfe von sensorischen Inputs anzupassen.
- Beweis: Ein einzelnes motorisches Programm ist in der Lage unterschiedliche Muskelgruppen zu steuern. So ist es beispielsweise möglich einen Dartpfeil auch mit der schwachen, nicht geübten Hand zu werfen ohne dies vorher geübt zu haben.
Quellen
1 Loosch, E. (1999). Allgemeine Bewegungslehre. Limpert.