Das Strukturmodell des Handlungssystems von Rümmele (1988) gehört zu den handlungspsychologischen Ansätzen zur Erklärung von Sportverletzungen. Generell gibt es im Modell zwei Systeme: das personale System und das kapazitive System.
Personales System
Das personale System beinhaltet vereinfacht gesagt alles das, was ich als Person an Ressourcen zur Verfügung habe. Die vier Untersysteme, als Status bezeichnet, beeinflussen sich wechselseitig.
- motorischer Status: motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person, zum Beispiel im Skifahren
- sozialer Status: die sozialen Einflüsse in der Situation, zum Beispiel: Wartet im Tal jemand auf mich? Fordert mich jemand auf die Piste herunterzufahren?
- kognitiver Status: die kognitiven Fähigkeiten die die Person mitbringt, zum Beispiel: Geht die Person reflektiert vor? Weiss sie von Gefahren? Kann sie Risiken einschätzen?
- motivationaler Status: betrifft den Grad der Motivation der Person, zum Beispiel: Wie hoch ist die Motivation den Berg runter zu fahren?
Kapazitives System
Angenommen die Person befindet sich in der Gefährdungssituation auf der Piste und ist nicht sicher ob sie fährt oder nicht. Auf Grund der Ressourcen die die Person mitbringt (personales System) wird sie situative Gefahren abschätzen, Risiken bewerten, etc. Die Risikoakzeptanz sagt aus, wie viel Risiko die Person bereit ist einzugehen. Daraus leitet sich letztlich ab, ob die Aktivität ausgeführt wird oder nicht.
Evidenzen
Das System wurde erstellt um Sportunfälle zu analysieren. Rümmele hat sogenannte „Unfallsupervariablen“ erstellt, die als Bedinungsfaktoren für Unfälle im Sport gelten. Dabei unterscheidet er zwischen Variablen die innerhalb und außerhalb der Person liegen.
Außerhalb der Person:
- räumliche Mängel und Störungen (z.B. Lärm)
- Verhalten von Lehrpersonen (mangelnder Informationstransfer, falsche Organisation, etc.)
Innerhalb der Person:
- allgemeine Ängstlichkeit einer Person (trait-anxiety), geringe Bewegungserfahrung, geringe Leistungsfähigkeit
- Zustandsangst (state-anxiety), Empfindung von sozialem Druck, mangelhafte Umsetzung von Informationen, mangelnde Konzentration
- mangelnde technische Fertigkeiten
Quelle
Würth, S. (2014). Verausgabungsbereitschaft und Overconformity im Kontext von Verletzungen im Sport. Meyer & Meyer Verlag.
« Zurück zum Lexikon