Das Hüftgelenk (Articulatio coxae) zählt zu den größten Gelenken des menschlichen Körpers, es befindet sich im Bereich der unteren Extremität. Die artikulierenden Gelenkflächen sind zum einen das Ox coxae (Hüftbein) bzw. das Acetabulum (Facies lunata acetabuli) und zum anderen der Femur (Oberschenkelknochen) bzw. der Caput femoris (Oberschenkelkopf). Funktionell handelt es sich beim Hüftgelenk um ein Nussgelenk als eine spezielle Form des Kugelgelenks. Das Gelenk weist drei Freiheitsgrade auf. Die möglichen Bewegungen sind Flexion-Extension, Innenrotation-Außenrotation sowie Abduktion-Adduktion.

Das Hüftgelenk ist eines der Gelenke mit der geringsten Luxationsgefahr. Diese Tatsache hat mehrere Gründe. Im Gegensatz zum Schultergelenk (Art. humeri) liegt der Gelenkkopf (Caput femoris) tief in der Gelenkpfanne (Acetabulum). Der Rand der Gelenkpfanne ist zudem mit einer faserknorpeligen Gelenklippe (Labrum glenoidale) ausgekleidet, der die Gelenkfläche noch vergrößert. Zum anderen weist das Hüftgelenk einen sehr straffen Bandapparat auf, der einen schraubenartigen Aufbau erkennen lässt. Bei Extension des Hüftgelenks wird diese Schraubenstruktur zugedreht, bei Flexion des Hüftgelenks wird sie aufgedreht (Weineck, 2008). Die beteiligten Bänder sind:

• Lig. iliofemorale, das stärkste Band des menschlichen Körpers
• Zona orbicularis (Ringband)
• Lig. ischiofemorale
• Lig. pubofemorale
• Lig. capitis femoris

Das wichtigste und zugleich kräftigste Band des menschlichen Körpers ist das Lig. iliofemorale (Darmbeinschenkelband). Es besitzt eine Zugkraft von über 300kg (Weineck, 2008) und bestitzt einen vertikalen Abschnitt der die Retroversion hemmt, sowie einen horizontalen Abschnitt der die Adduktion hemmt. Die wichtigsten Funktionen des Lig. iliofemorale sind jedoch das Verhindern des Absinkens des Körpers zur Spielbeinseite, sowie das Verhindern des Abkippens des Rumpfes nach hinten beim Stehen.

Zudem ist das Gelenk durch zahlreiche Muskeln, dorsale und ventrale Hüftmuskeln, gesichert (siehe Hüft-und Gesäßmuskulatur).

Das Hüftgelenk ist ein Nussgelenk (besondere Form des Kugelgelenks) und weist drei Freiheitsgrade auf: Flexion-Extension (auch: Anteversion-Retroversion), Abduktion-Adduktion, Innenrotation-Außenrotation.

Das passive Flexionsausmaß ist größer als das aktive. In beiden Fällen ist die Kniegelenkstellung entscheidend über das Bewegungsausmaß, da es durch eine Flexion im Kniegelenk zu einer Entspannung der ischiocruralen Muskulatur kommt, und somit das Bewegungsausmaß größer werden kann.

Die aktive Beugung beträgt bei gestrecktem Kniegelenk etwa 90°, bei gebeugtem Kniegelenk liegt sie bei über 120°. Die passive Beugung beträgt bei gestrecktem Kniegelenk über 120°, bei gebeugtem Kniegelenk ist sie so groß, dass der Oberschenkel den Brustkorb berühren kann (über 145°). Durch Aufheben der Lendenlordose im Sitzen wird das Becken nach vorne gekippt, somit erhöht sich das Flexionsausmaß noch einmal, sodass die Oberschenkel den Brustkorb noch deutlicher berühren können.

Das Ausmaß der Extension im Hüftgelenk ist weniger groß als das der Flexion, da die Bewegung wesentlich durch das Lig. iliofemorale begrenzt wird. Auch bei der Extension des Hüftgelenks spielt die Stellung des Kniegelenks eine Rolle. Im Gegensatz zur Flexion ist jedoch das Bewegungsausmaß der Extension höher, wenn das Kniegelenk gestreckt ist (etwa 20°). Im Vergleich dazu beträgt das Bewegungsausmaß bei gebeugtem Kniegelenk nur etwa 10°. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass die ischiocrurale Muskulatur wesentlich für die Extension des Hüftgelenks verantwortlich ist, jedoch auch für die Beugung des Kniegelenks. Nimmt die Beugung im Kniegelenk zu, verlieren sie zunehmend ihre Funktion als Hüftstrecker, das Bewegungsausmaß wird somit reduziert. Das passive Extensionsausmaß beträgt bei flektiertem Kniegelenk etwa 30°. Eine Erweiterung des Bewegungsumfangs kann durch eine Hyperlordosierung erreicht werden, da hierdurch das Becken nach hinten gekippt wird.

Das Ausmaß der Abduktion im Hüftgelenk beträgt in etwa 45°. Zwar sind weit größere Bewegungsradien möglich (90° und mehr), jedoch wird eine Abduktion der Spielbeinseite durch eine Abduktion der Standbeinseite, sowie durch Bewegungen der Wirbelsäule kompensiert. Eine Limitierung erfährt die Abduktion durch den Zug der Adduktoren als Antagonisten, sowie durch das Lig. iliofemorale und Lig. pubofemorale.

Eine Adduktionsbewegung kann sowohl mit einer Extension im Hüftgelenk, als auch mit einer Flexion im selbigen kombiniert werden. Das Bewegungsausmaß übersteigt 30° in der Regel nicht.

Die Innenrotation im Hüftgelenk wird in Bauchlage und bei 90° flektiertem Kniegelenk gemessen. Das Bewegungsausmaß beträgt in etwa 40°. Wird die Innenrotation bei gebeugtem Hüftgelenk gemssen (im Sitzen), so ist die Innenrotationsmöglichkeit deutlich größer, da die Bänderhemmung (Ligg. pubofemorale et iliofemorale) fehlt.

Die Außenrotation im Hüftgelenk wird ebenfalls im Liegen und bei 90° flektiertem Kniegelenk gemessen. Das Bewegungsausmaß beträgt ca. 60°.

Im Hüftgelenk kann eine Kombination der oben beschriebenen Hauptbewegungen durchgeführt werden, diese bezeichnet man als Zirkumduktion.

Die Verletzungsgefahr, bzw. der Grad der Abnutzungserscheinungen im Hüftgelenk ist wesentlich geringer als in den weiter distal gelegenen Gelenken, vor allem Kniegelenk und Sprunggelenk. Diese Gelenke nehmen bereits den Großteil der einwirkenden Kräfte auf. Jedoch kann es durch Hüftfehlstellungen zu einer erhöhten Abnutzung kommen.

Wichtig im Zusammenhang der Hüftgelenksstellung ist der Kollodiaphysenwinkel. Dieser bildet sich durch die Stellung des Oberschenkelschaftes zum Oberschenkelhals. Ein normaler Kollodiaphysenwinkel liegt bei etwa 120°. Eine Vergrößerung des Winkels über 125° wird als Coxa valga (Steilhüfte), eine Verkleinerung des Winkels wird als Coxa vara (Flachhüfte) bezeichnet.

Bei einer Coxa valga beträgt der CCD-Winkel etwa 125°, der Antetorsionswinkel liegt bei ca. 25°. Das Becken ist schmal und hoch. In diesem Fall ist eine hohe Beweglichkeit im Hüftgelenk gegeben. Außerdem sind die Voraussetzungen für Schnelligkeitsleistungen gut.

Bei einer Coxa vara ist der CCD-Winkel kleiner als 120°, der Antetorsionswinkel liegt bei etwa 10°. Das Becken ist bei diesem Typ sehr kräftig und breit ausladend. Charakteristisch sind eine verminderte Schnelligkeit, jedoch eine erhöhte Standfestigkeit und Stabilität (vgl. Sumo-Ringer).